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Abend in’s Theater, vielleicht werden Sie dort mehr durch Ihre Augen als durch meine Vorstellungen für Ihre Genesung gewinnen.“ – Ferdinand willigte ein, und sie gingen zur festgesetzten Stunde. Sie hatten noch nicht lang im Parterre ihren Platz gewählt, als Crescentia mit dem Baron in einer Loge sichtbar ward. Ferdinand fühlte sich ganz niedergedrückt bei ihrem Anblick, alle Qualen der Eifersucht folterten sein Herz, und die Flammen des brennendsten Unmuths durchglühten ihn, als er die schäckernde Vertraulichkeit bemerkte, die zwischen seiner Ungetreuen und ihrem Liebhaber bestand. Als er aber sah, wie sie fast immer einander zuflüsterten, ganz und gar nur mit sich selbst beschäftigt waren, und des Schauspiels wenig achteten, da meinte er vergehen zu müssen vor Aerger und Zorn, da hielt er den Anblick nicht mehr aus, die Luft deuchte ihm verpestet in ihrer Nähe, die Wände schienen ihm zu zittern und die Wölbung des Hauses über ihn herzustürzen. Er verließ das Theater, wie vernichtet im innersten seines Gemüths, doch der theilnehmende Vetter folgte ihm auf dem Fuße nach. Sie gingen zum Thore hinaus in die Kastanienallee. Ferdinand tobte und weinte wechselsweis, krampfhaft fühlte er sein Herz gepreßt, und sein Kopf brannte, wie im Fieber. Als sie zu Hause ankamen, warf er sich aufs Bette, und eine schreckliche Nacht, weder Wachen noch Schlaf,

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Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_012.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)