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und am andern Morgen ging er zu Crescentien, um ihr die bevorstehende Reise anzuzeigen. Er traf sie mit Gegenständen des Putzes beschäftigt, und erhielt, da er sie um die Absicht ihrer Beschäftigung befrug, die Antwort, sie werde diesen Abend auf den Ball gehen. „Ist das unwiderruflich beschlossen?“ frug Wilhelm weiter, mit einem zärtlichen, bittenden Ton. – „Allerdings, erwiederte sie, ich habe mein Wort gegeben.“ – „Und können denn, fuhr jener fort, nicht Umstände eintreten, die uns bestimmen, ein gegebenes Wort wieder zurückzunehmen? Theure Crescentia, ein sterbender Großvater ruft mich zu seinem Todtenbette, ich werde diese Nacht noch mit dem Postwagen abreisen, wir werden uns vielleicht mehrere Wochen lang nicht wieder sehen; erweisen Sie mir vor meinem Abschiede noch die Liebe, und schenken Sie mir diesen Abend.“ – „Bitten Sie mich nicht länger, Herr Horstig, der Oberst würde es sehr übel nehmen, wenn ich nicht mit ihm ginge.“ – „Und haben Sie denn theurere Pflichten gegen den Oberst, als gegen mich? Gibt es nicht Ausflüchte? Können Sie sich nicht mit einer Unpäßlichkeit entschuldigen?“ – Bei diesen letzten Worten trat der Oberst in das Zimmer, und frug: „Von welcher Unpäßlichkeit reden sie da?“ Crescentia aber antwortete ganz boshaft: „Herr Horstig gibt mir den Rath, mich heute krank zu stellen, um meines Worts entbunden

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_021.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)