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Herr Baldinger, fordern Sie Genugthuung. Sie haben über Sie zu disponiren. Um die Freundschaft aller Menschen im Orte könnte ich noch kommen, wenn ich dem sträflichen Leichtsinn nicht Zaum und Gebiß in’s Maul legte.“ – „Lieber Herr Obervogt, erwiederte Baldinger, ich habe nun hinlängliche Genugthuung, und Ihres Worts entlaß ich Sie gern. Ich denke, es sey ein Glück für meinen Sohn, daß aus der Sache nichts geworden ist. Im übrigen wird er schon noch ein Weib bekommen.“ – „Zehn für Eine,“ sagte der Obervogt, „und Würdigere, als meine ungerathene Tochter. Lieber Herr Baldinger, lassen Sie doch diesen Bruch unsere bisherige Freundschaft nicht stören.“ – „Nicht im mindesten,“ sagte dieser, „aber für die Mamsell möchte es gut seyn, wenn sie künftig unter eine schärfere Zucht genommen würde.“ – „Das wird geschehen,“ entgegnete der Obervogt, „verlassen Sie sich darauf.“ – Baldinger ging.

Nun war freilich Crescentiens Leben nicht das erfreulichste im Hause. Der Obervogt, dessen Lieblingin sie immer noch gewesen, war so erbost über sie, daß er sie gar nicht mehr sehen mochte. Die Mutter, gleichfalls aufgebracht, machte ihr die bittersten Vorwürfe. „Gib acht, Crescentia, wie Dein Wankelmuth sich noch enden wird! Schon mehrmals hast Du Dich an Deinem Schicksal versündiget, und das kann keine gute Folgen

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_032.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)