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Frauen und herangewachsenen Kindern waren geladen und erschienen zahlreich. Auch Bernhard Baldinger und der Pfarrer Horstig mit ihren liebenswürdigen Gattinnen befanden sich unter den Gästen, und, sonderbar genug, auch der Oberregierungsrath Walther, welcher gerade damals auf Commission im Städtchen war, zierte, in seinem kürzlich für ausgezeichnete Dienste vom König erhaltenen Ordenskreuze, das glänzende Fest. Auf diese Art waren alle vormalige Freier Crescentiens, den einzigen Lord Warburton ausgenommen, bei der Hochzeit der jüngeren Schwestern, während sie selbst als eine verdunkelte Uebrige einsam zu Hause saß, Unpäßlichkeit vorschützend, und nun reiche, ungestörte Gelegenheit hatte, die Folgen ihres Leichtsinns zu fühlen, und ihren Uebermuth zu bereuen. Schmaus, Tanz, Musik und Spiel dauerten bis Mitternacht.

Auf den dritten Tag nach der Hochzeit war meine und Louisens Abreise festgesetzt. So selig wir waren, so viele Thränen kostete uns doch die Trennung vom älterlichen Heerd. Es that mir wehe, ein Haus zu verlassen, wo ich in harmloser Jugend fünf Jahre beinahe ununterbrochen gelebt und so viele Freuden genossen hatte, wie viel schmerzlicher mußte es Louisen seyn, die noch nie aus dem älterlichen Hause entfernt gewesen war! Des Weinens und Abschiednehmens war beinahe kein Ende.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_052.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)