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An den Grosphus.

II. 16.
Ruh’ erfleht von Göttern der Sturmergriff’ne
Auf Aegäums Meere, sobald die schwarze
Wolk’ umzog den Mond, und kein Leitgestirn mehr
Leuchtet den Schiffern.

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Ruh’ erfleht die schlachtenentbrannte Thrake,

Ruhe sich die köchergeschmückten Meder,
Ruh’, o Grosphus, die für Gestein, für Gold und
Purpur nicht feil ist.

Denn fürwahr nicht Schätze, noch eines Konsuls

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Liktor scheucht unseligen Sturm der Seele,

Oder Sorgen weg, die der Prunkgemächer
Decken umflattern.

Glücklich lebt mit Wenigem, wem auf schlichtem
Tische glänzt ein vaterererbtes Salzfaß,

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Wem nicht Furcht noch häßliche Gier den leichten

Schlummer entführet.

Warum zielt nach Vielem im kurzen Leben
Rasch der Mensch? Was suchen wir Land, das andre
Sonnen wärmen? Wer, aus der Heimath wandernd,

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Floh auch sich selber?


Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_085.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)