Seite:Taschenbuch von der Donau 1824 294.jpg

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nicht gelten: „Erlauben Sie, daß ich nur noch zur Hälfte einschenke, es wird nicht schaden, ich will recht viel Milch zugießen, man geht ja auch nicht aus Einem Fuße.“ – Solchen Beweggründen war nicht zu widerstehen, und somit ließen sich die Damen eine zwote Tasse aufdringen. Die Herren machten dann ihrer Gewohnheit nach weniger Umstände, und nahmen ohne Bedenklichkeit die zwote Tasse an. Sabine schlürfte ihre Portion am Einschenktische mit vielem Anstand aus, und das Kammermädchen bekam auch seinen Theil, durfte aber erst in der Küche denselben genießen. Nun wurde abgetragen, um den Tisch mit dem zweyten Gange zu überhäufen.

Jetzt wurden Teller mit Servietten, auch Messer und Gabeln gereicht, und vor jede Person ein Glas gestellt. Aus einer großen Platte kam sodann ein wohlgebratener welscher Hahn zum Vorschein; allein zu gleicher Zeit auch ein Hammelschlegel, ein Schinken, eine gefüllte Gans und ein Rehziemer, deßgleichen einige Ladungen mit Salat. Alles wurde in schöner, symmetrischer[1] Ordnung hingestellt, und stattliche Flaschen mit Wein schimmerten dazwischen. Wenn alle anwesende Personen schon drey Tage gefastet hätten, wahrlich, sie wären nicht im Stande gewesen, den übergewaltigen Vorrath zu verschlingen. Indeß gehörte ein solcher Aufwand zur feinen Sitte des Städtchens.


  1. Vorlage: symetrischer (Druckfehler, Seite 375)
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Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_294.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)