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vors Rathhaus. Dort werde ich den Fürsten aus dem Wagen heben, und – ein Gedicht übergeben.“

Bey diesen letzten Worten sah der Amtmann fröhlich und selbstgenügsam im Kreis umher. Da aber die Herren vom Senat schwiegen, weil sie ganz in Erstaunen über so gewaltige Vorkehrungen verloren waren, fuhr der Amtmann fort: „Ihr erstaunet, wie ich merke, über das Gedicht, das ich dem Fürsten übergeben werde; allein Ihr werdet noch mehr staunen, wenn ich Euch sage, daß ich das Gedicht selbst verfertigen werde. Ja, Ich, Euer Amtmann, werde es selbst verfertigen, und der Schulmeister wird es recht schön auf Regalpapier schreiben, sodann werde ich es in Gold binden lassen. Damit hoffe ich große Ehre einzulegen.“ – „Und ist damit nun Alles aus?“ frugen Einige der Herren vom Senat. „O nein,“ erwiederte der Amtmann, „es wird hier in der Rathsstube ein tüchtiger Ehrenschmauß aufgetragen werden. Dort an einem besondern Tischchen wird der Fürst speisen, und wir werden die Ehre haben, hier, in seiner Nähe, dem Essen anzuwohnen, und auf seine Gesundheit zu trinken.“

Das letztere gefiel den Männern über die Maaßen, und Einer machte die scharfsinnige Bemerkung: „Ich dachte wohl, daß das Beste zuletzt kommen würde.“ – Die Gesellschaft wurde von Augenblick zu Augenblick

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Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 331. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_331.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)