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Doch das schöne Müllergretchen
War zugleich auch fromm und fein;
Ihr Gedanke war nicht flüchtig,
Ihr Benehmen recht und züchtig,

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Ihre Seele keusch und rein.


Drum erhörte sie die Seufzer
Der verliebten Gecken nicht,
War im Umgang und im Reden
Hold und freundlich gegen Jeden,

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Aber streng ob Ehr und Pflicht.


Das verdroß die jungen Lecker,
Das erdrückte fast ihr Herz.
Doch umsonst ist alles Klagen,
Alles Rennen, alles Wagen,

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Ohne Lindrung bleibt ihr Schmerz.


Sieh, der zärtlichste von Allen,
Der einst lang zu Gaste blieb,
Stieß im Heimgeh’n auf ein Mädchen,
Das zur Mühle von dem Städtchen

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Singend einen Esel trieb.


Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 343. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_343.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)