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erwiederte Isaak, „haben Sie Mitleiden mit einem armen Jüden, und lassen Sie mich nun auch wieder etwas verdienen.“ – „Jetzt am wenigsten,“ sprach jener, „meinst du, ich soll dir die Reisekosten bezahlen? Spude dich, und gehe zum Henker!“

Während dieser unverblümten Abweisung, trug der Officier, wie es schien ohne Absicht, ein Paar alte graue Reithosen vom Sopha, worauf sie gelegen, auf das Bette. Sogleich warf unser Isaak sein Falkenauge darauf. „Nun,“ sagte er, „diese alte Hosen werden doch ’r Gnaden mir zukommen lassen, die sind nicht mehr für einen so charmanten Kavalier, die will ich meinem kleinen Arönchen zurecht machen lassen. Was verlangen Sie dafür?“

Der Officier versicherte ihn, daß er die Hosen nicht weggäbe. „Sie sind,“ sagte er, „ein Andenken an einen verstorbenen Freund. Sie hat der Oberst Lesky getragen an jenem Tage, als er in der Schlacht bey Leipzig sank. Das ist eine Reliquie, Isaak, die nicht verhandelt wird.“ – „Hat sie der gute Oberst getragen,“ erwiederte dieser, „der goldene Herr? Nun – ich werde sie doch zu sehen bekommen.“ Hiemit ging er zum Bette, nahm die Hosen, und betastete sie von allen Seiten. Da wollte ihn bedünken, als ob im Hosenbund etwas eingenäht wäre. – Er fühlte und fühlte

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Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 361. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_361.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)