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da faßte ihn der rasende Neid, und er erstach auf der Stelle den Gesellen.

Ueber die Altmark. I. 168.


12. Das Marienbild zu Schleuß.

In der Kirche des Dorfes Schleuß, oder wie es die Landleute nennen: Schleutz, im Kreise Stendal, welches ein Filial von Lüderitz ist, befindet sich in der Mitte der Altarstafel ein merkwürdiges Marienbild, das mit einem sonderbaren Gebrauche in Verbindung steht. Die Mutter Gottes hält auf diesem Bilde ein nacktes Kindlein auf dem Arme, dieses hat einen rothen Apfel in der rechten Hand, den es, wie zum Anbeißen nach dem Munde hin hält. Daneben steht ein Heiliger in einem großen, ganz vergoldeten Bischofsmantel, die zwei ersten Finger der rechten Hand wie zum Segensprechen ausgestreckt. In Verbindung mit diesem Bilde steht es, daß der Schmied zu Schleuß jährlich auf den ersten Weihnachtstag drei rothe Aepfel an den Prediger zu Lüderitz liefern muß. Dieses soll von einem zu uralten Zeiten geschehenen Gelübde herrühren, von dem man aber jetzt nichts Näheres mehr weiß.

Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 5. Buch 1. Cap. 6. S. 61.


13. Die Pferdetrappe bei Darnstedt.

Eine Meile von Stendal, bei dem Ausgange des Dorfs Darnstedt nach Bellingen zu, liegt ein Stein, etwa von der Größe wie ein Sack mit zwei Scheffeln Korn. In demselben ist ein unbeschlagener und tief eingedrückter Pferdefuß zu sehen. Ueber die Entstehung dieses Zeichens hat man mehrere Sagen. Nach einer lebte in Darnstedt eine Krügerfrau, welche die Gewohnheit hatte, erschrecklich zu fluchen. Dieses hatte sie auch eines Tages gethan, schwörend:

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen der Altmark. Nicolai, Berlin 1839, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Temme_Die_Volkssagen_der_Altmark_015.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)