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der Klosterkirche an der Orgel findet man noch jetzt ein Gemälde, worauf die Domina des Klosters abgebildet ist mit einem weiten Chormantel; unter diesem stehen die sämmtlichen Klosterjungfrauen, und man sieht deren neun an der Zahl darunter hervorsehen. Ueber dem Gemälde sind die Worte zu lesen: „Die Versammlung des Jungfräulichen Klosters Arenthsee.“ - Weiter unten lieset man die Namen: „Emerentia von Rietdorf Domina, Allheide von Eickstedte, Anna von Baldenstedten, Cösterinnen.“ Von der Bedeutung dieses Bildes hat man folgende Geschichte: In den schweren Zeiten des großen Deutschen (30jährigen) Krieges wurde das Kloster überfallen, und es sollte ausgeplündert werden. Blos der Domina gestattete man freien Abzug. Da that die eben gedachte Domina, Emerentia von Rietdorf, das Ansuchen, daß sie auch dasjenige möchte aus dem Kloster in Sicherheit bringen, was sie unter ihrem Chormantel könnte mitnehmen. Solches wurde ihr gewährt, und sie nahm die sämmtlichen Klosterjungfrauen, deren neun waren, unter den Mantel und brachte sie also in Sicherheit.

Beckmann histor. Beschreibung von Brandenburg. Th. 5. Buch 1. Cap. 9. S. 34. 35.


51. Der Name Arendsee.

Als vor vielen hundert Jahren das Städtlein Arendsee erbaut war, und damals noch keinen Namen hatte, da geschah es eines Tages, daß das Erdreich neben diesem Orte, da, wo jetzt der ebenfalls Arendsee genannte See ist, plötzlich einsank, und den jetzt vorhandenen großen See hinter sich ließ. Eine Frau, deren Ehemann Arend hieß, sah solches zuerst, und sie hat in ihrer Verwunderung ihrem Manne blos zurufen können: Arend, seh! oder:

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen der Altmark. Nicolai, Berlin 1839, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Temme_Die_Volkssagen_der_Altmark_044.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)