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streifte so den Kobold ab. Von dieser Weide kann der böse Geist nun nicht herunter. Desto toller treibt er aber sein Wesen darauf. Bis auf den heutigen Tag sitzt er noch da, und sobald der Abend kommt, läßt er keinen Menschen ungeschoren vorbeigehen.

Der jetzt noch lebende Schäfer in Hindenburg weiß viele Streiche von ihm; der Mann schwört auch, daß die Geschichte Wort für Wort wahr sei.

Aus den Acten d. Altmärkischen Vereins f. Geschichte u. Industrie.


65. Der Münchensee bei Osterholz.

Bei dem Dorfe Osterholz ist ein stehendes Wasser, welches den Namen Münchensee führt. Vor Zeiten hat hier ein Kloster gestanden, welches nachmals untergegangen ist, worauf denn nun der See entstand. Den Grund davon weiß man nicht. In jeder Neujahrsnacht hört man aber tief unten in dem See Glockengeläute und Chorgesang, und oben auf dem Wasser sieht man ein helles Flämmchen. Dies Flämmchen sieht man auch in anderen Nächten, und es haben schon manche Leute sich davor erschrocken.

Acten des Altmärkischen Vereins für Geschichte und Industrie.


66. Gott läßt sich nicht spotten.

In einem Dorfe bei Osterburg saßen an einem Sonntage mehrere Bauern im Kruge und tranken und spielten Karte. Einer von ihnen, der erst vor Kurzem durch eine Heirath Hofwirth im Dorfe geworden war, ein wüster Gesell, tobte und fluchte fürchterlich, weil er ein paar Dreier verloren hatte. Darüber kam ein fremder Reisender in die Krugstube, der verkündete den Anwesenden, daß ein Gewitter im Anzuge sei, und daß man schon den Donner von ferne hören könne, und er bat sie, mit dem Spielen Einhalt zu thun, und lieber nach Bibel und Gesangbuch

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen der Altmark. Nicolai, Berlin 1839, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Temme_Die_Volkssagen_der_Altmark_059.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)