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18. Wolmirstett.

Im Jahre 780 nach Christi Geburt ist der große Kaiser Carl mit seinem Kriegsvolke bis an die Elbe gekommen. Eines Tages kam er an den Ort, da die Ohre in die Elbe läuft, allwo gegenwärtig Wolmirstett liegt. Da er nun dort ausruhete, und eine bessere Luft gespüret, denn zuvor, sprach er: Wohl mir die Stette! Daher denn noch heutigen Tages dem Städtlein, so nun allda gebauet, der Name Wolmirstett geblieben.

Zum Wahrzeichen, daß Carl der Große wirklich sein Feldlager bei Wolmirstett gehabt, zeigt man noch jetzt neben dem nächsten Dorfe Jerschleben mehrere Hügel, auf denen die Tages- und Nachtwache aus dem Lager gehalten ist. Dieselben sind oben etwas ausgegraben und hohl, deshalb nennt das Landvolk sie bis auf diese Stunde: Carlskessel.

Andreas Angelus Ann. March. Brand. pag. 24, 25.


19. Der heilige See bei Neuhoff.

Bei dem Dorfe Neuhoff, unweit der Elbe im Amte Wolmirstedt, befindet sich ein See, welcher der heilige See genannt wird. Zu den Zeiten des sieben und zwanzigsten Erzbischofs von Magdeburg, Burkhard, welcher auf dem Stuhle saß vom Jahre 1295 bis zum Jahre 1304, war dieser See voll böser Geister und Gespenster; diese erschreckten die Fischer und Schiffleute zum öftern, thaten ihnen vielen Schaden, und ersäuften und brachten manchen Mann gar jämmerlich ums Leben. Wie solches der Erzbischof Burkhard vernommen, ein sehr frommer und gottesfürchtiger Herr, ist er in großer Innigkeit dahin gezogen, hat denselbigen Ort gesegnet, und die bösen Geister

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen der Altmark. Nicolai, Berlin 1839, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Temme_Die_Volkssagen_der_Altmark_145.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)