Seite:Teutsche satyrische Gedichte Wolfenbuettel.djvu/9

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Zum ersten. In dem Hopfen-Sacke zu Freyburg müssen die gelehrten Zeitungs-Träger zuweilen sehr unordentlich seyn. Denn was soll das zum vierten und fünften mal aufgelegt vorstellen?

Zum andern. Wenn der Editor Saccas seine Scherz-Gedichte von einem Hanß Wilmsen L. Rost herschreibt; so soll man ohne Irthum und Heucheley wissen, daß der Janus Wilhelm Laurenberg von Rostock in dieser Kriptographie gemeinet sey.

Zum dritten. Die sogenannte Zergliederung und der Preiß des schönen Geschlechts sind dem artigen und klugen Rachel so gut angedichtet, wie dem Cicero eine consolatio philosophica, oder dem Socrates einige übereilte Briefe. Wer die magern und schmuzigen Possen gelesen hat und meiner Versicherung keinen Glauben gibt, dem kan ich und mein Freund der Herr G. S. B. sie gewiß machen. Die vernünftigsten Kenner werden solches nicht verlangen, sondern damit zufrieden seyn, daß diese fremde Grillen izt weggelassen sind.

Acht Satyren bringt man hier. Künsteleyen und leeren Buchstaben-Prunck muß man in einer ieden so wenig erwarten, als Haller, der Ruhm der Schweizer, mit dergleichen Kleinigkeiten groß zu thun pflegt.

Wolan! Es bleibt dabey, daß der kein Dichter ist,
Der etwan sonder Müh die Sylben richtig mißt.

Feurige Kühnheit, wolangebrachte Sprüchwörter, rührenden Nachdruck, natürliche Schilderung kan man allenthalben antreffen. Fürnemlich vergnügt sich hier die Aufmercksamkeit an der Nachahmung der Alten, die gerade so richtig ist, wie sie Bernardinus Parthenius in seiner Imitatione poetica haben will. O daß man an der Pleisse das Imitatores servum pecus nicht auf die unrechte Weise scheuete! Man würde wahrhaftig dem Vaterlande nüzlicher werden.

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Joachim Rachel: Teutsche Satyrische Gedichte. Christian Ludewig Kunst, Berlin 1743, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Teutsche_satyrische_Gedichte_Wolfenbuettel.djvu/9&oldid=- (Version vom 1.8.2018)