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Ratcliff.
Wer sprach das blut’ge Wort? War’s dort die Eule,
Die sich an’s Fenster klammert? War’s der Wind,
Der im Kamin pfeift? War’s die bleiche Hexe,

735
Die in der Ecke kauert? Ja, die war es;

Ihr Leib ist marmorstarr, doch aus der Brust
Schrillt ihr der heisre Sang. Ich soll mein Liebchen
     (Im höchsten Schmerz.)
Todtschlagen, singt sie – O das muß ich ja –

Maria.
Entsetzlich rollt dein Aug’, dein Odem brennt –

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Dein Wahnsinn steckt mich an – verlaß mich! laß mich!


Ratcliff.
O sträub’ dich nicht, mein Lieb. Der Tod ist ja
So süß. Ich nehm’ dich mit in’s schöne Land,
Wovon wir oft geträumt. Komm mit, mein Lieb.

Maria.
     (Sich von ihm losreißend.)
Entflieh! entflieh! Denn trifft dich hier, Graf Douglas –

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo. Dümmler, Berlin 1823, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tragoedien_nebst_einem_lyrischen_Intermezzo_062.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)