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Und kreuzigst mich an deines Gottes Kreuz,

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Und ziehst geschäftig an den Glockensträngen,

Und spielst die Orgel, um zu übertäuben
Mein lautes Reu- und Angstgebet zu Allah!
So hast du mich gelockt, du schlimme Fee,
In deinen Muschelwagen mit den Täubchen,

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Hast mich hinaufgelockt bis in die Wolken,

Um jählings mich von dort herabzuschleudern.
Ich höre fallend noch dein Spottgelächter,
Ich sehe fallend, wie dein Zauberwagen
Zu einem Sarge wird, mit Feuerrädern,

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Wie deine Tauben sich in Drachen wandeln,

Wie du sie lenkst am schwarzen Schlangenzügel, –
Und grausen Fluch hinunterbrüllend, stürz’ ich
Hinab, hinab, bis in den Schlund der Hölle,
Und Teufel selbst erschrecken und erbleichen,

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Bey meinem Wahnsinnfluch und Wahnsinnanblick.

Fort! fort von hier! ich weiß noch einen Fluch,
Spräch’ ich ihn aus, müßt’ Eblis selbst erblassen,
Die Sonne müst’ erschrocken rückwärts eilen,

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo. Dümmler, Berlin 1823, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tragoedien_nebst_einem_lyrischen_Intermezzo_204.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)