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Der schlimmste Wurm die Lebenskraft zernagte,
Und der Verzweiflung wilder Sturm ihn rüttelt?

Hassan.[1]
Steh’ auf, steh’ auf, Almansor! Nur der Wurm

1335
Mag sich am Boden krümmen, doch der Aar

Fliegt stolz hinauf zum ew’gen Sonnenlichte.

Almansor.
Reiß’ du dem Aar die mächt’gen Flügel aus,
Und auch der Aar ist Wurm und kriecht am Boden.
Des Mißmuths Scheere hat mir längst zerschnitten

1340
Die goldnen Flügel, die mich einst als Knabe

Gen Himmel trugen, hoch, gar hoch hinauf.

Hassan.
O, zeig’ mir einen Stein, der kalt und stumm ist,
Und sprich: das ist Almansor! Ich will’s glauben.
Doch du bist’s nicht, du, der mit offnen Augen

1345
Dort zaghaft liegst, und liegst, und glotzend zusiehst,

Wie man die Schmach auf deine Brüder wälzt,
Wie[2] span’scher Uebermuth der Mauren beste
Und edelste Geschlechter frech verhöhnt,
Wie man sie schlau beraubt, und händeringend,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Hasssan
  2. Vorlage: Mie
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo. Dümmler, Berlin 1823, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tragoedien_nebst_einem_lyrischen_Intermezzo_216.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)