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Das einer Jungfrau Nase zärtlich kitzelt;
Ich bin der Gifthauch, der sie dumpf betäubt,
Und schwelgend dringt in alle ihre Sinne.
Ich bin das Lamm nicht mehr, das, fromm und mild,

1425
Sich hinschmiegt zu den Füßen seiner Schäf’rin;

Ich bin der Tiger, der sie wild umkrallt,
Und wollustbrüllend ihren Leib zerfleischt.
Zuleimas Leib ist’s, was ich jetzt verlange;
Ich will ein glücklich Thier seyn, ja, ein Thier;

1430
Und in des Sinnenrausches Taumel will ich

Vergessen daß es einen Himmel giebt.
     (Ergreift hastig Hassans Hand.)
Ich bleibe bey dir, Hassan! ja wir wollen
Auf wilder See ein lustig Reich begründen;
Tribut soll uns der stolze Spanier zollen;

1435
Wir plündern seine Küst’ und seine Schiffe; –

Auf dem Verdecke kämpf’ ich dir zur Seite; –
Mein Säbel spaltet stolze Spanierschädel –
Die Hunde über Bord! – das Schiff ist unser!
Ich aber eile jetzt, mich zu erquicken,

1440
Nach der Kajüte, wo Zuleima wohnt,
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo. Dümmler, Berlin 1823, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tragoedien_nebst_einem_lyrischen_Intermezzo_221.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)