Seite:Uber den Einfluss des Korsetts auf die somatischen VerhaltnissPage7.png

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Fig. 6. Albertine C., 17·5 Jahre.

Fig. 6. Albertine C., 17·5 Jahre, trägt das Korsett erst seit ca. 3½ Jahren, allein sie ist konstant, und zwar sehr stark geschnürt. Trotzdem sie eines der jüngsten der hier an­geführten Mädchen ist, ist ihr Thorax am stärksten ver­ändert. In der Frontansicht prominiert das achte Rippen­paar im seitlichen Contour und der Thorax verschmälert sich nach abwärts von dieser Rippe wieder, um seine größte Enge an der 11. Rippe zu zeigen. Wohlgemerkt immer in derselben Frontalebene der Messung. Oberer Querdurch­schnitt 21·5, unterer 18, Biacr. 31. Troch. 30, Weichen quer 19. (Die Weichteile sind an dieser Stelle „angeschoppt“.) Starke Schnürfurche.

Wir sehen also in den angeführten Fällen, daß die Ver­kürzungen des queren Durchmessers von oben bis gegen die Leibesmitte zu um so größer sind, je längere Zeit seit dem ersten Anlegen des Mieders verflossen war, je unausgesetzter das Korsett getragen wurde und je stärker es einschnürte. So konnten in unserem Falle Fig. 6 die Veränderungen nach drei Jahren bereits hochgradiger sein, als die in Fall 5 nach acht Jahren bestehenden.

Wir sind daher vollständig der Meinung Brückes, der in seiner Studie über „Schönheit und Fehler der menschlichen Gestalt“ „von einem wohlgeformten weiblichen Thorax ver­langt, daß er sich in seinem unteren Umfange nicht unnatür­lich verenge“.

Betrachten wir eine Reihe von weiblichen Figuren von der Seite her, so fällt uns an ihnen die Verschiedenheit des Rückenprofils, respektive der Krümmungen der Wirbelsäule auf. Diese Verschiedenheiten gehen Hand in Hand mit ver­schiedener Beckenneigung und bilden, wie natürlich auch beim Manne, jene verschiedenen Typen des Rückens, die wir als flachhohle, hohle und hohlrunde bezeichnen und die zum Teile als physiologische Spielarten gelten müssen. Hievon abgesehen, wird der Profilcontour auch noch durch die Haltung bedingt. Wir unterscheiden zwei Hauptformen der Wirbelsäulenkonfiguration, jene, welche ein Ausdruck der bequemen Haltung ist, und jene, welche der militärischen zukommt.

Bei der ersteren befindet sich das Hüftgelenk in der Mittellage, d. h. die Längsachse des Körpers fällt etwa in die Verbindungslinie der Hüftgelenke, und an dieser Achse „prä­gen sich die physiologischen Krümmungen der Wirbelsäule in dem Profilcontour in Form einer schönen Wellenlinie aus, deren Wellentäler und Wellenberge jeweils die gleiche Höhe haben“ (Hoffa). In dieser Lage des Körpers braucht der