Seite:Ueber Mainz (1792).pdf/11

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eine Meile weit das Wasser über mehrere hundert Pfeiler in sein Lager zu leiten. Zwei und sechzig sind noch vorhanden; und auch diese würde der Eigennutz des Landmannes weggeräumt haben, wenn es möglich wäre, sie zu zertrümmern. Die Steine sind wie in einander gegossen, und härter als Felsen. Von außen sollen sie durchaus mit Quatersteinen versehen gewesen seyn, wovon der Beobachter noch einige da und dort entdecken kann. Die Pfeiler selbst sind von verschiedner Höhe. Der Zahn der Zeit, das Regenwetter, und die Brechinstrumente der Maurer haben sie ziemlich mitgenommen. Einige davon sind kaum noch über der Erde sichtbar. Wohl über eine Stunde schlich ich in diesen Ruinen, und die Szenen der grauen Vorwelt schwebten deutlich vor meinen Augen. Bald bedauerte ich den Untergang dieses Athletenwerkes, bald freuete ich mich darüber, da wir bei seinem Daseyn vielleicht itzt noch unter dem Zepter römischer Hoheit schmachten würden. Dank sey es unserm tapfern Hermann, daß er unser Mutterland von diesen gefräßigen Raubthieren reinigte.

Empfohlene Zitierweise:
Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/11&oldid=- (Version vom 18.7.2023)