Seite:Ueber Mainz (1792).pdf/113

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preusischen Gesängen treflich geschildert, wenn er von der Schlacht bei Roßbach singt, daß damal die einbrechende Nacht der Reichs-Armee so willkommen gewesen sei:

„Und dem bezahlten Mainzer auch,
der ohne Hut und ohne Herz,
saß hinter einem Dornenstrauch,
beweinend seinen Schmerz.“

Daß diese Feigheit in dem mainzischen Blut gegründet sei, wird mich niemand überreden. Um von dem Gegentheil überzeugt zu werden, darfst du nur die Jahrbücher der Vorwelt durchblättern, da findest du hundert Beispiele, daß die Mainzer Ritter in den Zeiten des Mittelalters mit unter die tapfersten der ganzen Gilde gehörten, und nicht selten die Dänke auf den Turniren weg fischten. Das schlechte Beispiel der Offiziers mag aber die Ursache seyn, daß ihr Ruhm gesunken, als welche ohngeachtet ihrer geringen Besoldung doch selten nüchtern sind. Dies ist ein grosser Nachtheil für den Dienst, in welchem man Ordnung und Pünktlichkeit fordert. Freilich sollten die Generale hierauf ein besseres Augenmerk

Empfohlene Zitierweise:
Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/113&oldid=- (Version vom 22.11.2023)