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Albrechts, und ein anderes ohnweit dem Thore, wo man von dem Markte herkömmt, das aber keine Aufschrift hat. Der darauf knieende Ritter in betender Stellung hat mir besonders gefallen. Hier wandert hin, ihr jungen Zöglinge Thaliens, und studieret das altdeutsche Kostume.

Der hiesige Dom besitzt einen ungeheuern Schatz, mit dem man keinen in Deutschland vergleichen kann. Die Dresdner machen vielen Lerm vom grünen Gewölbe, und die Köllner lassen sogar den Magistrat Bürgschaft leisten, wenn sie bei Gelegenheit der Gottestracht ihr Heiligthum vor den Tempel tragen. Aber ich ziehe den hiesigen Schatz immer vor. Hier hat man auch so, wie zu Altmünster, ein Schweistuch vom Heiland, das man sonst auf einer Stange zum obern Gewölbe heraus den tausend Menschen, die sich da versammelten, zu zeigen pflegte. Itzt ist diese Thorheit abgeschaft. Auch mehrere 100 Pfund ungeheure Knochen kannst Du hier sehen, mit denen man den Pöbel unter dem Namen Reliquien äffet.

Ich besuchte auch die Dombibliothek, die seltne und kostbare Werke besitzt. Der Bibliothekär, ein

Empfohlene Zitierweise:
Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/162&oldid=- (Version vom 22.11.2023)