Seite:Ueber Mainz (1792).pdf/17

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

solcher Steine im hintern Hofe der Universität aufgestellt.

Ich gehe zu den Denkmälern des Mittelalters, der Druckerei-Erfindung von Faust und Schäffer, und dem Grabe des Meister Heinrich Frauenlob. Noch itzt zeigt man Fremden das Haus in der Bezzelsgasse, wo jene unschätzbare Erfindung ihr erstes Daseyn erhielt. Jedem Mainzer muß das Herz hoch klopfen, wenn er in der vermoderten Geschichte seines Mutterlandes wühlet, und überall Spuren entdecket, aus denen er auf die schönen Rollen schließen kann, die es nicht allein in der Epoke der Römer, sondern auch in den Zeiten des Mittelalters spielte. Frauenlob lebte hier zu Anfange des vierzehnten Jahrhunderts, und soll nach Einiger Meinung Doctor der Theologie gewesen seyn. Er wird gemeiniglich für den Stifter der Gesellschaften der Meistersänger gehalten, und hatte die besondere Ehre, nach seinem Tode von dem hiesigen Frauenzimmer zu Grabe getragen zu werden. Dabei ersäuften sie seine Leiche in Wein und heißen Thränen, und das mit Recht. Das schöne Geschlecht hatte viel an ihm verlohren. Viele sonderbare Züge trug der

Empfohlene Zitierweise:
Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/17&oldid=- (Version vom 18.7.2023)