Seite:Ueber Mainz (1792).pdf/173

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zwar auf diese Beobachtung auch einige Rücksicht genommen, allein man hat eine zu kurze Zeit bestimmt. Oft begräbt man den Verstorbenen, ehe er zweimal 24 Stunden gelegen hat. Wie kann aber dies den wohlgemeinten Zweck erreichen, da man einen Todtscheinenden noch nach 9 Tagen am Leben fand. Wegen dem Begraben sind aber sehr schöne Verordnungen gemacht. Die Gräber müssen sehr tief seyn, damit durch den bösen Geruch keine ansteckenden Krankheiten entstehen. Alle Pracht bei Leichen ist unter schwerer Strafe verboten. Die Todten werden bei Nacht beerdiget und ganz stille auf den Kirchhof getragen. Du wirst dich aber wundern, daß man hier alle Todten in der Stadt begräbt, da man doch in andern Ländern, die minder aufgeklärt sind, Kirchhöfe vor den Thoren oder an andern Orten errichtet hat, wo der Geruch keine Krankheiten verursachen kann. Was die bösen Folgen angehet, die aus dieser Art die Menschen zu beerdigen entstehen, so ists unmöglich, daß man hier damit unbekannt seyn sollte. Die Ursache, daß man solche Einrichtungen noch nicht getroffen hat, mag wohl darinnen liegen, weil die Stadt zu groß, und ein Theil zu weit entfernt ist, als daß man einen bequemen und schicklichen Ort finden könnte. Allein diesem wäre leicht abzuhelfen, wenn man mehrere Kirchhöfe vor den Thoren errichtete, wozu sich gewiß genug taugliche Plätze finden lassen. Die Einwohner würden

Empfohlene Zitierweise:
Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/173&oldid=- (Version vom 22.11.2023)