Seite:Ueber Mainz (1792).pdf/70

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liegt. Der Prälat nennt sich einen Herrn, von und zu. Er ist ein sehr ordentlicher Mann, und behandelt seine Leute nicht, wie mancher Prälat, der in seiner Jugend von Kloster-Allmosen lebte, und dennoch wohl öfters dieses zu vergessen und sich zu erheben pflegt. Er speißt mit den andern Herrn des Klosters an einem Tische und verräth nicht den geringsten Stolz. Daß in dieser Abtei gut gelebt werde, zeigt das Ansehen des Prälats. Die Herrn im Kloster sind übrigens nicht ausschweifend. Etliche, mit denen ich selbst sprach, sind mit vielen Kenntnissen ausgerüstet, besonders zeichnen sich hierinn die jungen Leute aus, die von der Universität gebildet sind. Sehr verwunderte ich mich über die Freundschaft, die die Glieder dieser Abtei unter sich hegen; man hört nichts von Zank und Hader, der in andern Abteien, wo so viel Ueberfluß in Speiß und Trank anzutreffen, gar gewöhnlich ist. Auch wird man so leicht keinen Berauschten finden, welches sich doch gewisse Eberbacher Mönche zur Ehre anrechnen. Möchten sie doch eine sichere Anmerkung Meiers zu seinem Fürst von Stromberg beherzigen! oder wäre es doch dem Fürsten gelungen, diese Abtei aufzuheben,

Empfohlene Zitierweise:
Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/70&oldid=- (Version vom 22.11.2023)