Seite:Ueber Mainz (1792).pdf/80

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h. Vater befriediget. Ich setze diese Geschichte nicht hieher, um gegen die Sorge des Landesherrn für die Einführung der reinen Religion Christi einiges Mistrauen zu erregen; denn ihm kann dies Verfahren nicht ganz zur Last geleget werden. Er durfte die Sache nicht ungeahndet hingehen lassen, wenn er mit dem Pabste fernerhin in gutem Einverständniß leben wollte.

Wie sehr sich übrigens der Fürst die Religion angelegen seyn läßt, wirst du gleich sehen, wenn du einige seiner Verordnungen durchliesest. Er besetzt die Pfarreien größtentheils mit aufgeklärten Männern, sorgt dafür, daß der Jugend reine Religion beigebracht wird, und benahm den Mönchen den despotischen Unterricht der Kinder. Wie schwer es ihm aber fiel, alles dieses durchzusetzen, belehrt dich folgendes Beispiel: Man schickte einen Pfarrer ins Rhingau, um allda das neue Gesangbuch einzuführen. Als er dies den Bauern vortrug und ihnen auslegte, daß diese Gesänge das Herz mit mehr Inbrunst gegen Gott erfüllten, glaubten die dummen Leute, man wollte die alte Religion zerstören und eine neuerfundene einführen. Von heiligem Eifer

Empfohlene Zitierweise:
Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/80&oldid=- (Version vom 22.11.2023)