Seite:Ueber Mainz (1792).pdf/82

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den Nichtkatholiken, welche sich im Jahre 1768. zu Höchst ansässig machen wollten, die freie Religionsübung gestattete. Der itzt regierende Fürst würde nicht anstehen, ihnen in der Hauptstadt Mainz selbst solche Vortheile zuzugestehen, wenn sich ihm die Gelegenheit darböte; allein die Protestanten sind so oft in ihrer Hoffnung betrogen worden, daß sie lieber unter der Regierung eines ihrer Religion ergebnen Fürsten stehen.

Aus dem bisher Gesagten kannst du nun die Schlußfolge ziehen, daß es in diesem Lande um die Religion ziemlich gut aussehe. Es wäre freilich noch Manches zu verbessern, dies aber kann nicht auf einmal geschehen, denn dazu ist das ganze Volk nicht genug vorbereitet. Indessen will ich dir doch sagen, wo noch einige Anstalten hierinn zu treffen wären. Erstens sind noch hier unzählige Processionen an besondern Tagen, wo man die Bildnisse der Heiligen gepanzert in der Stadt herumträgt. Besonders fiel es mir auf, da ich kürzlich eine Procession herausführen sah, wo man ein schweres hölzernes Kreuz Christi mitschleppte. An das Kreuz war unten eine Stange queer gelegt, die zween wohlgeschulterte

Empfohlene Zitierweise:
Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/82&oldid=- (Version vom 22.11.2023)