Seite:Ueber Mainz (1792).pdf/84

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

die verbotnen Bücher im Dom den Leuten zur Schau anklebt, kann ich nicht billigen, denn hierdurch wird mehr geschadet, als genützet. Sieht ein junger Mensch, daß dieses oder jenes Buch verboten ist, so wird er desto mehr gereizt, es zu lesen. Wäre aber der Anschlag nicht geschehen, so hätte der größte Theil von dem Sittenverderbenden Buche nichts gewußt, und also wären auch keine schädlichen Folgen zu befürchten. Drittens wäre zu wünschen, daß man gewisse Bildnisse, die nur falsche Vorstellungen bei dem Menschen veranlassen, wegschaffte, z. B. jenes auf dem Ignatiuskirchhof, wo ein Kruzifix steht, und auf beiden Seiten ein Schächer. Dem einen nimmt der Teufel, dem andern ein Engel die Seele weg, um sie nach ihren verdienten Orten zu bringen. Redlich denkende Pfarrer sollten selbst darauf antragen, daß man solche Denkmäler des Aberglaubens niederriß; die Regierung würde es ihnen gewiß nicht verargen. Auch stehen deren noch manche auf verschiednen Wegen, worunter oft so schöne Reime, die das Geheimniß auslegen, angebracht sind, daß man darüber in volles Gelächter ausbrechen muß. Besonders erstaunte ich über den

Empfohlene Zitierweise:
Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/84&oldid=- (Version vom 22.11.2023)