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trat aus dem Schloss ein junges Mädchen heraus. Das freute sich über den Vogel, haschte denselben und nahm ihn mit in die Stube. Am Abend, als der Vogel sich unbewacht sah, schlüpfte er aus der Stube und flog so lange im Schloss herum, bis er den Eingang zum Keller fand. Dort im Keller sah er auch die Kanone, sie lag aber in einem vergitterten Raum, so dass er nicht zu derselben gelangen konnte. Vor dem vergitterten Raum lag überdies noch ein grosser, schwarzer Hund. Weil er nicht durch das Gitter hindurch fliegen konnte, so erschien plötzlich das Mädchen wieder, welches ihn stets unsichtbar begleitet hatte, und verwandelte ihn in eine Mücke. So konnte er durch das Gitter schlüpfen und gelangte glücklich in den Raum. Dort erhielt er seine ursprüngliche Gestalt wieder. Alsobald schoss er die Kanone los. In demselben Augenblick, als der Schuss erscholl, flog das ganze Schloss in die Luft. Plötzlich standen aber auch drei junge, schöne Mädchen vor ihm. Die erzählten ihm, sie seien in Schwäne verwünscht gewesen, er aber habe sie erlöst.

Dasjenige Mädchen aber, welches dem jungen Mann zuerst erschienen war und dessen seidenes Kleid er in dem Kästchen gefunden hatte, wurde seine Frau, und sie haben noch lange und glücklich miteinander gelebt.

Cottbus.     
5.

In einem grossen Walde lebte einstmals ein Förster mit seinem Sohne, seine Frau war gestorben. Der Förster litt öfter an Kopfschmerzen. Da träumte ihm einmal, wenn er in der Nacht ein Tuch in das Wasser eines nahen Heilbrunnens tauche und dann dasselbe auf den Kopf lege, so werde er gesund werden, das Tuch aber müsse gefunden sein. In der nächsten Nacht schickte er die Magd an den Heilbrunnen. Diese sah im Mondenschein auf einem See neben dem Brunnen drei Schwäne schwimmen, am Ufer aber ein junges Mädchen im Grase liegen und nicht weit von derselben ein Schleiertuch. Die Magd nahm das Schleiertuch, eilte zum Heilbrunnen, tauchte dasselbe darin ein und brachte es zum Förster. Der legte es auf den Kopf und wurde seine Kopfschmerzen auf einmal los. Zugleich mit der Magd hatte