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er vorüber war, das wilde Treiben noch eine halbe Stunde weit zu vernehmen vermochte.

Sylow.     
9.

Eines Nachts hatte ein Bauer mit seinem Sohne einen kleinen Schlitten mit Holz beladen und mühte sich ab, denselben im Verein mit diesem nach dem Dorfe zu ziehen. Plötzlich hörten sie durch die Stille der Nacht den Hufschlag eines Pferdes hinter sich, auf dem Pferde aber sass ein Mann. Sie hielten an, um zu sehen, ob ihnen vielleicht Pferd oder Reiter bekannt sein würden. Der Reiter näherte sich ihnen. Als er dicht bei ihrem Schlitten war, bog er plötzlich ab und ritt in die Haide. Mann und Pferd waren ohne Kopf; das Pferd war ein Schimmel.

Branitz.     
10.

Zwischen Sergen und Kathlow ist ein grosser Busch. In diesem Busch ist stets des Nachts um zwölf Uhr der Nachtjäger, von Hunden begleitet, auf einem bestimmten Strich geritten gekommen. Wer ihn gesehen hat, der hat sich am Wege steif aufstellen müssen, dann ist ihm nichts geschehen.

Sergen.     
11.

Es gingen einmal zwei Frauen des Weges durch die Haide. Plötzlich erhob sich ein Sturm und als das Rauschen des Windes sich in den nächsten Bäumen hören liess, begann die eine der beiden Frauen ängstlich zu stöhnen und zu wimmern. Das dauerte so ein Weilchen, so dass der anderen Frau ganz bange wurde; sie fragte wiederholt, was denn ihre Begleiterin habe, erhielt aber keine Antwort. Endlich, als der Sturm vorüber war, athmete die Frau auf und sagte, der Nachtjäger sei gekommen, sei neben ihr geritten und habe sein Pferd so nahe an sie herangetrieben, dass sie Furcht gehabt, es werde auf ihre Füsse treten. Auch die Hunde des Nachtjägers seien auf sie zugefahren und hätten sie beissen wollen. Erst wie der Wind vorübergezogen, sei auch der Nachtjäger davon geritten, begleitet von seinen Hunden.

Schorbus.