Seite:Vermischte Schriften 070.jpg

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ich kann ganz mein Herz ausschütten vor dem Allerhöchsten und ihm Manches vertrauen, was wir sogar unsrer eignen Frau zu verschweigen pflegen.

     Nach obigen Geständnissen wird der geneigte Leser leichtlich begreifen, warum mir meine Arbeit über die Hegel’sche Philosophie nicht mehr behagte. Ich sah gründlich ein, daß der Druck derselben weder dem Publicum noch dem Autor heilsam sein konnte, ich sah ein, daß die magersten Spittelsuppen der christlichen Barmherzigkeit für die verschmachtende Menschheit noch immer erquicklicher sein dürften, als das gekochte graue Spinnweb der Hegel’schen Dialektik; – ja ich will Alles gestehen, ich bekam auf einmal eine große Furcht vor den ewigen Flammen – es ist freilich ein Aberglaube, aber ich hatte Furcht – und an einem stillen Winterabend, als eben in meinem Kamin ein starkes Feuer brannte, benutzte ich die schöne Gelegenheit, und ich warf mein Manuscript über die Hegel’sche Philosophie in die lodernde Gluth; die brennenden Blätter flogen hinauf in den Schlot mit einem sonderbaren kichernden Geknister.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Vermischte Schriften. Erster Band. Hoffmann und Campe, Hamburg 1854, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vermischte_Schriften_070.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)