Seite:Vermischte Schriften 110.jpg

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weil der Rector Schallmeyer sich als Freund unsrer Familie ganz besonders für mich interessirte; einer meiner Oehme, der mit ihm zu Bonn studirt hatte, war dort sein akademischer Pylades gewesen, und mein Großvater errettete ihn einst aus einer tödtlichen Krankheit. Der alte Herr besprach sich deshalb sehr oft mit meiner Mutter über meine Erziehung und künftige Laufbahn, und in solcher Unterredung war es, wie mir meine Mutter später in Hamburg erzählte, daß er ihr den Rath ertheilte, mich dem Dienst der Kirche zu widmen und nach Rom zu schicken, um in einem dortigen Seminar katholische Theologie zu studiren; durch die einflußreichen Freunde, die der Rector Schallmever unter den Prälaten höchsten Ranges zu Rom besaß, versicherte er, im Stande zu sein, mich zu einem bedeutenden Kirchenamte zu fördern. Als mir dieses meine Mutter erzählte, bedauerte sie sehr, daß sie dem Rathe des geistreichen alten Herrn nicht Folge geleistet, der mein Naturell frühzeitig durchschaut hatte und wohl am richtigsten begriff, welches geistige und physische Klima demselben am angemessensten

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Vermischte Schriften. Erster Band. Hoffmann und Campe, Hamburg 1854, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vermischte_Schriften_110.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)