Seite:Vermischte Schriften 239.jpg

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jugendlicher Greis, gehäbig aber nicht fett, die Wänglein roth wie Borstorfer Aepfel, die Aeuglein lustig nach allen Seiten blinzelnd, und auf dem gepuderten Köpfchen sitzt ein dreieckiges Hütlein. Unter einer hellgelben Houppelande mit unzähligen Krägelchen trägt der Mann die altmodische Kleidung, die wir auf Portraiten holländischer Kaufleute finden, und welche eine gewisse Wohlhabenheit verräth: ein seidenes papageigrünes Röckchen, blumengestickte Weste, kurze schwarze Höschen, gestreifte Strümpfe und Schnallenschuhe; letztere sind so blank, daß man nicht begreift, wie Jemand durch den Schlamm der Siehlwege zu Fuße so unbeschmutzt hergelangen konnte. Seine Stimme ist asthmatisch, feindräthig und manchmal ins Greinende überschlagend, doch der Vortrag und die Haltung des Männleins ist gravitätisch gemessen, wie es einem holländischen Kaufmann ziemt. Diese Gravität scheint jedoch mehr erkünstelt als natürlich zu sein, und sie contrastirt manchmal mit dem forschsamen Hin- und Herlugen der Aeuglein, so wie auch mit der schlecht unterdrückten flatterhaften Beweglichkeit der Beine

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Heinrich Heine: Vermischte Schriften. Erster Band. Hoffmann und Campe, Hamburg 1854, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vermischte_Schriften_239.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)