Seite:Volkssagen und volksthuemliche Denkmale der Lausitz 038.jpg

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hatte stehen lassen und ausgegangen war um das Land zu beschauen, ging des Wirths vierjähriges Mädchen mit der Magd, die das Zimmer reinigen wollte, hinein. – Ersteres hatte nun nach Art der Kinder viel Freude an den bunten magischen Zeichnungen und Charakteren und verweilte noch nach dem Abtritt der Dienerin in selbigem. Zufällig fiel ihr die Flasche mit dem Geiste in die Hände. Es freute sich über das dann und wann in selbiger aufflackernde Flämmchen und spielte mit den Siegeln, welche unter seiner Hand sich auflösten, so daß der Gefangene befreit wurde und mit den Worten: „Das will ich den Laubanern nie vergessen!“ freudig zum Fenster hinausschlüpfte. – Und er hat Wort gehalten.

Nach dem Schluß der unbekannten Mächte vermochte blos ein unschuldiges Mädchen, welches nicht wußte, daß die Erlösung des Geistes in ihrer Macht stünde, den Bann zu heben.


V. Das wandernde Stiefelpaar.[1]

Auf dem, unfern Lauban gelegenen sogenannten Steinberge geht am Abende des 6ten Novembers ein sonderbarer Spuk in Form eines Paars alter Reiterstiefeln mit klirrenden Spornen um. Von ihm erzählt man sich Folgendes:


  1. Nicht zu verwechseln mit jener finnischen Sage, nach welcher ein Zauberer einem Krüppel ein magisches Bein von Holze, mit welchem er laufen oder nach Belieben gehen konnte, gefertiget. Da er aber einst die Schnelllauf-Feder gezogen, habe sich das Bein nicht länger halten lassen, habe ihn zu Tode gerennt und laufe immer noch mit dem Beingerüste in der Welt umher.