Seite:Volkssagen und volksthuemliche Denkmale der Lausitz 052.jpg

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Lebte nicht lange nach Einführung des Christenthums ein Zauberer, Namens Draho,[1] welcher durchaus nicht die reine, wahre Lehre annehmen wollte. Dieser hatte sich auf dem jetzt mit Birken und Kiefern bewachsenen Berge, unweit des Dörfleins Teichnitz – welcher damals wahrscheinlich ein wilderes Ansehen haben mochte – angesiedelt und trieb daselbst zum Schauder und Entsetzen der Umgegend sein teuflisches Handwerk, Menschen, Vieh, Feldfrüchten und Obstgärten, wo er nur immer wußte und konnte, nicht geringen Schaden zufügend. Dem Arm der Gerechtigkeit sprach er Hohn, indem seine dienstbaren Geister ihm allemal Nachricht ertheilten, wenn man Etwas gegen ihn unternehmen wollte.

Hatte auch einen Diener, Banko genannt, den er in Teufelskünsten unterrichtete und an ihm einen gelehrigen Schüler fand. Weiß nicht, wie es gekommen, daß das Reich einstmals uneins und der Zauberlehrling von dem Meister derb gezüchtiget wurde, welches diesem so kränkte, daß er ihm ewige Rache schwur und der Obrigkeit zu überliefern beabsichtigte. Wohl bekannt war ihm jedoch, daß der Zauberer eine Pfeife, deren Ton die mächtigsten Geister bannte, besäße, welche er sich – es koste, was es wolle – anzueigenen vorsetzte. Hin begab er sich daher zur Obrigkeit, sich reuig und bußfertig stellend, zusichernd sich taufen zu lassen und den Teufelsmann unentgeldlich einzuliefern.


  1. Vielleicht gar ein Anverwandter der gottlosen Drahomira, welche – wie noch das auf dem Hradschin zu Prag befindliche Gemälde unwidersprechlich beweis’t – lebendig von der Erde verschlungen wurde.