Seite:Volkssagen und volksthuemliche Denkmale der Lausitz 078.jpg

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aufgetragen, wobei das weibliche Geschlecht derselben die Becher kredenzte. Während nun diese weidlich geleert wurden, entspann sich zwischen den beiden Magiern über ihre Wissenschaft ein Streit, bedeutender als zwischen den Allo- und Homöopathen.[1] Darüber wurde der Erd- und Feuergeistgebieter ungemüthlich, ja vergessend aller Rechte der Gastfreundschaft, anzüglich, und endlich gar beleidigend gegen den Jüngern, welcher – kalt wie sein Element – ihn zu beschwichtigen, sich vergebens bemühte. Getreu seinem Erd- und Feuersystem, benahm sich der Alte gleich einem gemeinen, mit Spiritus befeuchteten Erdkloß und ähnlich dem Riesen Antäus und dem feuerhauchenden Typhoeus trat er trotzig allen Anstand mit Füßen, warf seinen Gast zur Thüre hinaus, schleuderte manch irdenes Gefäß ihm nach und hetzte seine Feuergeister, gleich einer Kuppel Parforcehunde, auf ihn.

Daß darob auch dem Jüngern die Galle überlief, wird wohl Niemanden, dem nicht Fischblut die Adern füllt, wundern; daher beschloß er, augenblicklich Genugthuung zu nehmen.

Die Fenster des Himmels öffneten und die Brunnen der Erde ergossen sich. Von oben und unten, wie von allen Seiten, strömten Wasserwogen – Teiche und Seen durchbrachen ihre Dämme und unbezähmbar tos’ten die wilden Wasserhosen. Da erbebte – vielleicht das erstemal in seinem Leben – der sonst furchtlose Alte, wohl


  1. In Rio de Janeiro duellirten sich wegen ihrer Kunst im Jahr 1837 der Allöopath D. Campuci do Valle und der Homöopath T. G. dos Santo’s, von welchen Ersterer blieb.