Seite:Volkssagen und volksthuemliche Denkmale der Lausitz 097.jpg

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Bogen einen fern treffenden Pfeil, und aus den Wolken herab stürzte Kronions Waffenträger und fiel in den auf der Lausche damals befindlichen Garten eines Zauberers, welcher unglücklicher Weise in einer Laube daselbst sein Mittagsschläfchen hielt. Wüthend, durch das Getös, welches sein Fall verursachte, so unangenehm gestört zu werden und noch erboster, da er bemerkte, wie das Thier im Fallen einige Zweige geknickt und mehrere Blumen verletzt hatte, ließ der Zauberer alle Geister der Ober- und Unterwelt über seine Zunge donnern, fluchte der Ursache dieser Störung und des verursachten Schadens und trat in vollem Grimm aus dem Garten, wo er den Prinz, – den er wegen seiner guten Eigenschaften und der allgemeinen Liebe, die er besaß, ohnedieß haßte – erblickte, ihn mit dem Zauberstabe berührte und durch die Worte: „Sey Einer des Geschlechts, wovon du einen getödtet, so lange, bis dich ein Jäger, der seiner Herrschaft nie Etwas veruntraut hat, erlegt. – Durchstreifte unstät die Lüfte.“

Man kann nicht gewiß bestimmen, ob sich ein solcher Jäger gefunden und die Bezauberung gelöset habe, oder, ob der unglückliche Prinz noch immer die Lüfte durchirre.


XXXI. Der blutende Geist.

Auf dem alten Schlosse zu Neschwitz unweit Budissin (im sogenannten Orangenhause) erscheint den 7. Juli – auch manchmal zu andern Zeiten – in der Mitternachtstunde eine bleiche, abgehärmte Gestalt, voller Blut, welche um das Schloß herumgeht und dann mit einem tiefen Seufzer wiederum verschwindet. Die Veranlassung dazu ist folgende: