Seite:Volkssagen und volksthuemliche Denkmale der Lausitz 123.jpg

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zu Prag, als der Kommissar versicherte, wie kaiserl. Maj. nicht gemeint sey, den geistlichen Aemtern etwas zu entziehen, sagte: „Nun, wo der Kornsack geblieben ist, mag auch das Band zum Zubinden desselben bleiben!“ wodurch die Dörfer Deutschbaselitz und Gölenau für die Stadt verloren gegangen.

Kurz, man erzählt sich unter andern, daß ihm wegen eines schweren Vergehens das Leben sey abgesprochen worden, welches er doch nur dadurch gerettet, daß er den auf dem Kamenzer Marktplatze befindlichen Brunnen, in Form eines Galgens, habe müssen auf seine Unkosten erbauen lassen.[1]


LI. Beschreien – berufen –

wahrscheinlich eine aus dem Orient herstammende Sage.

Wenn nämlich Frauenzimmer oder Mannspersonen – besonders mit rothen, triefenden Augen – einen andern Menschen – vornämlich Kinder – ansahen und lobten und nicht „Gott behüte!“ sagten; so wurde der Gelobte – wenn er nicht gleich unter gewissen Sprüchen mit einem Absud von Frauenflachs (antirrhinum linaria) gewaschen


  1. Diesem aber widerspricht schon die darauf befindliche Inschrift, welche also lautet: D. Andreas Güntherus Proconsul Camicianus hunc fontem suis impensis ornari fecit patriae pietatis impulsu A. 1570, so wie das auf den drei Seiten des Brunnens befindliche kaiserl. Wappen, der böhmische Löwe und das Stadtwappen, womit man doch gewiß nicht einen symbolischen Schandpfahl verziert haben würde.
    Und seine in der Klosterkirche in Kamenz befindliche Grabschrift lautet: D. Andreas Güntherus proconsul Camitianus hoc epitaphium fieri fecit in memoriam suae gentilitatis A. 1576 aetat. suae 68, obiit 19 die mens. Decemb. Ao. 70.