Seite:Volkssagen und volksthuemliche Denkmale der Lausitz 149.jpg

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glückte, daß sich der Berg öffnete und der Kessel sichtbar wurde; allein da der gute Landmann etwas von den Zauberformeln vergessen hatte, oder sie nicht gehörig aussprach, erschien ein schwarzer furchtbarer Ritter mit blutrothem Helmbusch. Feuer flackerte aus der Erde und eine schauderhafte Stimme rief: „Wehe, wehe! Dir und Deinen Thaten!“ Ein Donnerschlag erfolgte, der Schatz verschwand, der Sohn ergriff die Flucht und den Vater fand man am andern Morgen mit umgedrehtem Halse und schwarzem Gesichte in dem sogenannten Garten entseelt.


LXIV. Der Leichenzug.

Auf dem zwischen Bertsdorf und Hainewalde gelegenen Breitenberg ereignet sich aller fünf Jahre um eilf Uhr in der Nacht vor Johannis Enthauptung Folgendes: Ist nämlich der Mitternachtsstunde letzter Ton verhallt, so entsteigt dem daselbst befindlichen sogenannten Querxloche eine in tiefste Trauer gehüllte Menge Zwerge. Lange Flöre entwallen ihren kleinen runden Hütchen, acht Mann, welche gedämpften Posaunen Klagetöne entlocken, schreiten voran, ihnen folgt ein langer Zug, in dessen Mitte, unter Vortritt eines Vornehmern, als die andern sechszehen Zwerge – die das Sargtuch tragen – denen eben so viel zur Seite stehen, ein offner Sarg folgt, in welchem ein ebenfalls so kleines, todtes Männchen mit Silberhaaren und Bart, eine Krone auf dem Haupte und einen Scepter in der rechten Hand, liegt. Mit Blumen aus arabischem Golde und wundervollen köstlichen Edelsteinen ist der Sarg geschmückt. Nachdem sie dreimal in die Runde gezogen