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der Frühling selber leise über die Felder geschlichen und der Tauduft bezeichne seine Spur.

Die Brust des jungen Mannes hob und senkte sich in einem tief aufatmenden Glücksgefühl. Ach, wie war die Welt schön! Die Hoffnung verarbeitete die Erinnerungen, die er von daheim mitgebracht hatte, zu einem zwischen Zukunft und Vergangenheit hin und her schwebenden Traum.

„Wie schön das wäre nächsten Frühling, falls …“

Der Himmel färbte sich dunkler, die Sterne wurden sichtbar, der Tau duftete stärker …

Wie hübsch das wäre, mit ihr so ahnungsbeklommen dem neuen Heim entgegenzueilen, ihrem und seinem Heim, an einem Frühlingsabend wie heute! Ringsum Friede, Duft und keimendes Leben, alles still, nur in der Ferne die huschende Musik.

Der Wagen hielt vor dem Hause, das der Oberst bewohnte; ein altes Herrschaftshaus mit Standbildern auf dem Giebel und mit aus Sandstein geschnittenen, in Lorbeerkränzen eingefaßten Cäsarenköpfen unter den Fenstern. Man wußte nicht, wie es sich nach Breznitz verirrt hatte, an dessen äußerstem Rand es erbaut war.

Der Oberst stand auf der Schwelle und zog seinen Adjutanten ungestüm ins Haus hinein.

In dem hübschen Speisezimmer mit den geschnitzten Möbeln, die der Oberst einmal aus Venedig mitgebracht hatte, und auf die er sehr stolz war, stand

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Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 1, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/088&oldid=- (Version vom 1.8.2018)