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Schloß, ihr bleiches Gesicht hatte gesündere Farben, ihre Stimme einen stärkeren Klang.

Anfangs, als sie noch recht elend war, so daß ihr Tod und seine Erlösung ihm nahe schienen, da hatte das Mitleid Zdenkos Grauen vor seiner Braut gedämpft. Aber je gesünder sie wurde, um so größer wurde das Grauen. Manches Mal nahm dieses Grauen die Form eines wilden Hasses an; er wäre im stande gewesen, sie zu töten, wenn ihn nicht eine recht unheimliche Überzeugung daran gehindert hätte, die Überzeugung, daß sie aus dem Grabe auferstehen würde, um ihn zu quälen. Und jede Faser in ihm strebte nach allem, was lebenswarm, gesund und frisch, nach allem, was heißes, rotes Blut in den Adern und ein fröhliches, unbefangenes Lächeln auf den Lippen hat. Er, den die Kameraden abwechselnd mit seiner Unwiderstehlichkeit und seiner spröden Troubadournatur geneckt, hatte jetzt Anfälle der derbsten, prosaischen Sinnlichkeit.

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„Zu Fuß, Doktor? Was ist denn das? Haben die Kräfte der Füchseln nicht mehr gelangt, oder ist am Ende eins davon krumm?“

Es war der Oberst, der die Worte dem ihm altbefreundeten Arzt von Zdibitz, dem Doktor Mratschek, zurief. Der Oberst kutschierte seine Schimmel, der

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Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 2, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/210&oldid=- (Version vom 1.8.2018)