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sonst hätten die Behörden darauf aufmerksam machen müssen, daß "M" auch der Anfangsbuchstabe des Wortes Militär ist. So schwieg man lieber. Aber auch hier arbeitet Gröners findige Vernebelungstaktik. Um bei einer erneuten Anfrage sagen zu können: eine solche Abteilung M gibt es nicht mehr, mit diesen Schweinereien haben wir aufgeräumt, wurde diese Abteilung auch aufgelöst, kam auf die Johannisthaler Seite des Flugplatzes und heißt jetzt "Erprobungsabteilung Albatros", zum Unterschied von einer Versuchsabteilung, die Albatros bereits besitzt. Diese "Erprobungsabteilung Albatros" ist zu Lande dasselbe, was an der See die "Küstenflugabteilung der Lufthansa" darstellt. Beide Abteilungen besitzen je etwa dreissig bis vierzig Flugzeuge, manchmal auch mehr.

Aber nicht alle Flugzeuge sind immer in Deutschland ....."

In der Nr. 17 der "Weltbühne" vom 23. April 1929 ist dann ein weiterer Artikel des Angeklagten Kreiser "Atemnot der Luftfahrt" unter seinem Pseudonym "Heinz Jäger" erschienen. Dieser Artikel ist zwar nicht Gegenstand der Anklage und des Eröffnungsbeschlusses. Auf den übereinstimmenden Antrag der beiden Angeklagten ist dieser Artikel jedoch in der Hauptverhandlung zur Verlesung gelangt, da er zur Auslegung des inkriminierten Artikels "Windiges aus der deutschen Luftfahrt" dienen könne und solle. Dieser zweite Artikel geht von der Erörterung des Eindruckes aus, den die durch die Reichstagskommission beschlossene Kürzung des Luftfahrt-Etats gemacht habe und bringt u.a. folgende Sätze:

Es hat sich aber schließlich auch im Reichstag herumgesprochen, daß die von der Luftfahrtbureaukratie verfolgte Politik nichts andres ist, als eine Art verschleierte Verwaltungsdiktatur, wobei der Reichstag die Rolle einer Reichszapfstelle spielen sollte, um der Bureaukratie damit die nötigen Flüssigkeiten zur Verwirklichung ihrer teils gefährlichen, teils dilettantischen Spielereien zu geben.

Dagegen stehen unter dem Kautschukbegriff "zur Förderung wissenschaftlicher und allgemein wirtschaftlicher Zwecke" 27,1 Millionen. Aus jenen Geldmitteln wurden zum Teil die von der Reichswehr angeregte Flugzeugrüstung von Junkers in Rußland liquidiert. Dieser "Förderungstitel" ist überhaupt der dunkelste des ganzen Etats und alle Bemühungen des Haushaltsausschusses
Empfohlene Zitierweise:
Reichsgericht: Urteil im Weltbühne-Prozess, AZ: 7 J 35/29 – XII L 5/31. Leipzig 1931, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:WBUrteil11.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)