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Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 1.pdf/496

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Konstantinopel bis an die Basler Schifflände fahren könnten. Nur eine in idealerer Weise gefaßte Bezeichnung für die geographisch wichtige und vorteilhafte Situation Basels war es, wenn die Stadt wiederholt das Zentrum der Christenheit genannt wurde: der Ungar habe vor dem Spanier, der Gethe vor dem Siculer nichts voraus, wenn er nach Basel gehen wolle; nirgends so leicht wie hier könne die ganze Kirche versammelt werden.

Von nicht geringerer Bedeutung war aber, daß Basel auch an einer Grenze lag, auf einer Stelle, die einst zu Gallien, jetzt aber zu Germanien gerechnet wurde, daß es der wälschen Kirchenprovinz Besançon angehörte und doch zur gleichen Zeit deutsch war. Diese Konstellation ist für die ganze Kultur Basels unerschöpflich wirksam gewesen. Sie war es auch, die jetzt, da der Konzilsort gefunden werden mußte und die Frage deutschen oder französischen Einflusses eine der Hauptfragen war, die Eignung Basels als eine außergewöhnliche und einzigartige erscheinen ließ.

Endlich mögen die Einzelheiten, die z. B. 1437 in der Instruktion an die Konzilsgesandtschaft zum Lobe Basels aufgezählt werden, auch hier Erwähnung finden: die Stadt ist schön gebaut und besitzt zahlreiche passende Räume für große wie kleine Versammlungen; die Bevölkerung ist ruhig und friedlich; es wird Recht geübt; an Lebensmitteln ist Ueberfluß; bei allen Fürsten der Erde ist die Stadt beliebt.

Was in solcher Art für Basel sprach, hatte durch Manchen bei Anlaß der Konstanzer Synode wahrgenommen werden können, und die Absicht, für die nächste Versammlung Basel zu wählen, war schon in Pavia erwogen worden. Wir finden im Mai 1423 eine päpstliche Gesandtschaft in Basel, die kaum von andern Dingen zu reden hatte. In Siena sodann kam es zum Beschluß; am 10. April 1424 erging von Rom aus die förmliche Ankündigung durch den Papst. Er teilte „den Prokonsuln und der Gemeinde“ Basels mit, daß ihre Stadt zum Ort des nächsten Konzils bestimmt worden sei. Als ergebene Söhne der Kirche mögen sie nun ihr Bestes tun, damit sich die Wahl als gut erweise.

Als Termin für dieses nächste Konzil war in Siena das Jahr 1431 festgesetzt worden, und Papst Martin hielt hieran fest, dem Drängen der Konzilsfreunde entgegen, die eine frühere Einberufung verlangten. Den Unterhandlungen hierüber galten wohl die Botschaften, die im Jahre 1427 zwischen dem Basler Rat und der Curie hin und hergingen; der Gesandtschaft Martins begegnen wir im Mai 1427 in Basel; als Führer der Basler Gesandtschaft nach Rom funktionierte Henman Offenburg.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 477. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/496&oldid=- (Version vom 1.8.2018)