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„damit wir nit wieder in das alt Wesen kommen“. Das schlechte Ergebnis der Stadtrechnung im Herbst 1496 brachte die Sache vorwärts, und am 2. März 1497 wurde ein Neunerrat aufgestellt mit dem Mandat, alle Satzungen zu prüfen und wo nötig zu erneuern. In beständiger Arbeit führte jetzt diese Behörde zahlreiche Reformen durch, beriet das Verhältnis zum Bischof, erließ auch Vorschriften zur öffentlichen Ordnung und Sittenpolizei. Dies war das „neue Regiment“, von dem wiederholt die Rede ist, das im Frühjahr 1498 durch besondere Ratsdeputierte den Zünften verkündet wurde, demzufolge 1498 auch die früheren XIII wieder an die Stelle der XXII traten.

Durch all dies hindurch hören wir die Klagen über die „schweren Läufe“, hören wir ein Brausen und Drängen, ein Verlangen nach Änderung. Daher die auffallende Häufigkeit der übeln Reden, der Aufreizungen die in diesen Jahren dem Rate zu schaffen machen; die Drohworte des Heinrich Sinner, des Balzer Stoßkorb, des Messerschmieds Heini von Baden, des Heinrich von Efringen u. A.; Ludwig von Busch will die Gnädigen Herren noch ganz anders heimsuchen und schädigen als Hans Bischoff getan hat.

Die Opposition war am Werke, immer lauter und erfolgreicher. Sie wurde gestärkt durch jede Schwäche der Herrschenden, und wir verkennen keineswegs, daß diese sich in Vielem bloßstellten. Wenn Söhne alter Familien wie Claus Murer 1496, Daniel und Georg Zeigler 1498 ihr Bürgerrecht im Stiche ließen, oder wenn im Rate laut davon geredet werden konnte, daß die von der Hohen Stube nicht täten was sie tun sollten, so hatten den Gewinn hievon die Gegner. Wir erinnern an Andres, das die Regierenden in Mißkredit bringen konnte. Der befremdliche Ausgang des Heitersheimer Handels z. B. gab jedenfalls Anlaß zu Kommentaren; schlechten Eindruck mußte auch ein Benehmen machen wie das des Mathis Eberler. Eine Reihe von Fallimenten großer Häuser, wie des Caspar Brand, des Bastion Told, des Martin Leopard u. A. erschütterten die Macht der in Gewerbe und Politik Basels Mächtigen; und das Übrige taten ein paar skandalöse Vorfälle.

Im Dezember 1493 kam an den Tag, daß der hochangesehene Schlüsselzunftmeister Ulrich Meltinger als Pfleger des Siechenhauses zu St. Jakob sich durch Unterschlagung von Geldern schwer verfehlt habe. Er wurde in Haft gesetzt und nur auf Bitte seiner Freunde vor dem gerichtlichen Verfahren bewahrt, mußte aber eine hohe Entschädigung zahlen und verlor das Recht, je wieder in Rat und Gericht zu kommen. Zwei Jahre später sodann die große Katastrophe der Rieher. Den alten Heinrich Rieher haben wir im Jahre 1479 kennen gelernt. Seitdem hatte sich Alles bei ihm gehäuft: die

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/174&oldid=- (Version vom 24.10.2016)