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Lebens, aber um Dinge eben doch des Lebens, der Notdurft, um das Vertrauteste und gleichsam Selbstverständliche. Und mit noch größerer Wucht trat zu dem Allem, über momentane und lokale Feindseligkeiten weit hinausreichend, die innere, heute gar nicht mehr zu ermessende Gewalt der Tradition, die Erinnerung an uralte Gaugenössigkeit, des in Zuwanderung, in täglichem Handel und Wandel stets neu sich erwahrenden Verwandtseins. Das Ganze war ein Zusammenhang, dessen Lösung zunächst gar nicht so deutlich empfunden wurde, aber immer spürbarer und schmerzlicher werden mußte, je straffer sich die Staatengebilde hüben und drüben zur Einheit schlossen. Wir begreifen, daß Basel sich so lange gegen diesen Schritt sträubte und ihn zuletzt nicht mit Enthusiasmus tat. Was es erlangte, war größere Sicherheit, als es bisher besessen hatte; aber es übernahm auch ewige Verpflichtungen und Beschränkungen, und schon diese Ewigkeit, allen bisherigen Bünden gegenüber ein Neues, war des ernstesten Nachdenkens wert.


Ende Januars 1501 erkundigte sich der Rat bei Zürich, wann und wo die Boten der eidgenössischen Orte beisammen getroffen werden könnten; er habe ihnen etwas vorzutragen. Die Antwort kam, und er schickte seine Mitglieder Grieb Hiltprand und Harnisch. Am 15. Februar traten diese in Zürich vor die Tagsatzung und baten um getreues Aufsehen; Basel sei gefährdet; man vernehme, daß Rüstungen gegen die Stadt betrieben werden. Kein offenes Begehren um das Bündnis also. Aber daß es sich bei diesem schon zum voraus angemeldeten Besuche der Tagsatzung durch Basler Gesandte im Grunde um mehr handelte als um ein Hilfsbegehren, war nach Allem, was schon geredet worden, und bei der jetzigen Lage der Dinge beiden Parteien bewußt. Nur wollte Basel nicht das erste Wort haben.

Die Tagsatzung beschloß, bei den Regenten der österreichischen Lande für Sicherstellung Basels zu wirken; mit dem gewünschten Aufsehen betraute sie Bern und Solothurn als die nächstgelegenen Orte. Dann aber, die durch Basel selbst dargebotene Gelegenheit benützend, griffen die Eidgenossen sofort auf die alte Hauptfrage. Sie begannen von einer ewigen Verbindung zu reden und setzten auf 9. März Tag zur Besprechung hierüber an. Jeder Ort solle da seine Meinung sagen und Basel erklären, ob es gewillt sei, von der Sache reden zu hören.

Die Verhandlung war hiemit eröffnet. In Basel saß der Große Rat über der Sache, Lienhard Grieb korrespondierte mit dem guten Freunde Basels Thüring Fricker in Bern, und der Rat ließ die Eidgenossen wissen, daß er allerdings willens sei, zu verhandeln.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/201&oldid=- (Version vom 24.10.2016)