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des Nordens bezeugt uns das Normale nicht, nur bei Gewalttat und Frevel erfahren wir etwas. Der berühmteste dieser Fälle ist die Beinheimer Nahme von 1390 Markgraf Bernhard von Baden und Graf Eberhard der Greiner warfen bei Beinheim einen von der Frankfurter Messe heimkehrenden oberrheinischen Warenzug nieder und beraubten ihn; über sechzig Basler Kaufleute und Krämer waren dabei beteiligt und deklarierten einen Gesamtverlust von gegen zehntausend Gulden: in vorderster Reihe die Tuchhändler Henman Spitz, Cunzman Erbe, Henman Buchbart u. A.; neben diesen aber auch kleine Leute mit niedern Schadensummen, größtenteils Frauen; sie zeigen die direkte, wenn auch nicht persönliche Teilnahme solcher Kleinhändler und Manufakturisten am Meßbesuche.

Das Maß des Importes, das den Akten über diesen Vorfall keineswegs zu entnehmen ist, kann auch im Übrigen nirgends nachgewiesen werden. Ebenso erfahren wir nichts Bestimmtes vom Export sowie von dem am Platze selbst sich vollziehenden Fremdenhandel. Nur zu vermuten ist eine starke Ausfuhr hier gegerbten Leders; der angebliche Export von Grautuch im Betrage der halben Produktion 1326 ist nicht bezeugt.


Wie im Politischen, so setzt auch hier das XV. Jahrhundert mit bemerkenswerter Aktivität ein. Daß wir eine stärkere Belebung des Feldes vor uns sehen, ist nicht nur Folge sicherer Bezeugung, sondern tatsächlichen Wachsens und Neuentstehens.

Vor Allem ist für diese Periode charakteristisch die Einwanderung niederrheinischer Kaufleute. Der Kölner Gotschalk von der Abenteur 1408, Dietrich von der Sil 1415, Engel von Köln 1417, Dietrich zer Eich 1420 u. A. werden hier Bürger. Sie fassen Fuß im Basler Gewerbe, in der Zunft, wirken mit frischer Kraft auf die Altangesessenen.

Zum Teil unter dieser Anregung bildet sich ein neuer Kaufmannsbegriff. Er erweitert sich über den Tuchhandel und Gewandschnitt hinaus; „Kaufmann“ heißt jetzt der Großhändler in allen Artikeln, der Zwischenhändler, der Rohstofflieferant, der daneben auch Detaillist für Tuche Spezereien und alle hier nicht produzierte Ware sein kann. Also das, was früher Krämer heißen mochte. Freilich ist der Sprachgebrauch noch lange schwankend, und im einzelnen Falle mögen auch Art und Eindrücklichkeit der Person entschieden haben. Im Allgemeinen ist der Krämer der folgenden Zeit ein in kleinerm Umfang arbeitender Händler.

Diesen neuen Kaufmannsbegriff braucht die immer häufiger sich zeigende Verbindung mehrerer Handelsarten in einer Hand. Heinzman

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 509. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/530&oldid=- (Version vom 20.11.2016)