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haben Geschäfte mit den Gesellschaften des Philipp Adler in Frankfurt und des Hans Vehlin in Memmingen.

Auch bei den Zscheckabürlin gehen die verschiedensten Betriebe Hand in Hand: Import von den Genfer und Lyoner Messen; Bank- und Wechselgeschäft; Krämerei. Sie handeln nicht nur mit Blei Eisen Baumwolle usw. im Großen; in Zscheckabürlins Laden findet man auch alles Detail, wie Papier Pergament, rot und grün Siegelwachs, Tinte Zinn, wälsche Tischlachen, Baumöl Messingdraht, Arznei für Rosse usw.

Andrer Art wiederum ist Ulrich Meltinger mit der Verbindung von Urproduktion Verlegerei Engroszwischenhandel Detailverkauf. Zunächst ist er Gewandmann; er importiert Tuche und Seidendamast aus Frankfurt, aus Flandern usw., läßt auch aus der Wolle seiner Schafherden durch Weber, namentlich im Elsaß und im Badischen, Tuche herstellen und verkauft diese im Großen wie im Kleinen. Daneben treibt er Viehhandel und ist Schafzüchter. Die Wolle, die er nicht den Webern gibt, vertreibt er an Hutmacher Sergenmacher usw. Außerdem ist er Lieferant aller möglichen andern Rohstoffe an Handwerker und Detaillisten in Basel und in der Nachbarschaft, aber auch in Zürich Luzern Besançon Straßburg usw. Er verkauft Eisen an Schlosser und Hufschmiede, Lumpen an Papierer, Papier an Krämer, Feigen Meertrauben Stockfische an Gremper, Häringe an diese und an Klöster, Berner und Bieler Leder an Schuhmacher, Alaun an Weißgerber, Safran an Lebkücher, Hans an Seiler usw. In der klaren Deutlichkeit seines Geschäftsbuches erscheint er als Kaufherrntypus wie kein Anderer.

Den Peter Wolfer endlich charakterisiert das Fehlen jeder Kleinheit, jedes Details; auch sein rasches Emporsteigen zu höchstem Reichtum hat etwas Großes. Er ist zu Schmieden zünftig, während die Zuvorgenannten lauter Schlüssel- und Safranleute sind, erscheint aber durchweg als Kaufmann sowie als Wechsler. Er treibt Geschäfte in Genf; aus großen Tuchlieferungen hat er Ansprüche an die Piemontesen Andreas und Antonetus de Massetis und läßt deswegen zu Brügge den Antonetus in Schuldhaft werfen; wiederholt schreibt der Rat in dieser Sache (1468—1475) an den Rat zu Brügge und den Markgrafen Wilhelm von Montferrat.

Unter den Besonderheiten aber, die diese Gruppe der Kaufherren auszeichnen, sind vor Allem die Versuche großindustrieller Produktion bei den Irmi und den Rieher zu nennen. 1492 wollte Balthasar Irmi einen mächtigen Schürlitzerport einrichten, wozu ihm ein Weber wöchentlich sechs Tuche zu bringen versprach. Wenige Jahre später geschah Ähnliches durch

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 522. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/543&oldid=- (Version vom 20.11.2016)