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die zahlreichen Fallimente dieser Jahre, die Veruntreuungen, das Fliehen aus der Stadt nicht nur die Klasse der Kaufleute und Kapitalisten, die geherrscht hatten, tief gedemütigt und geschwächt, sondern auch in der Tat viel Anstößiges und Schädliches beseitigt. Namentlich aber: andre Dinge absorbierten. Diese Zeiten, die in den Ereignissen von 1499 und 1501 ihre Erfüllung fanden, nahmen die Interessen ganz in Anspruch. Das politische Wesen, die Zukunft der Stadt ging über Alles.

Und nun die folgenden Jahrzehnte, reich an hohem Reiz für unsre Betrachtung! Auch sie eröffneten fesselnde politische Aufgaben neuer Art für Jeden. Dazu die ungewöhnliche Lebensfülle, der Lebensdrang und Schwung dieser Zeit, die allem Engen im Wege waren.

Ratsbeschlüsse von 1498, 1500, 1504, 1511, 1524 über den Handel in Wolle Pelzwerk Gremperware zeigen uns noch immer die unternehmenden Großhändler in Tätigkeit. Auch zahlreiche Handelsgesellschaften, zum Teil mit Auswärtigen, werden uns genannt.

Aber wir sehen auch den von der andern Seite her gegen den Monopolismus geführten Kampf. Zeugnisse sind die soeben genannten Ratsbeschlüsse; weiterhin 1503 die Eröffnung eines Stadtwechsels als Konkurrenzbank neben den Hausgenossen. Namentlich aber ist die Weberzunft zu nennen, die sich gegen die Handelszunft zum Schlüssel erhob und aus deren Besitz die Wollweberei sowie einen Teil der Färberei für sich errang. Durchweg half hiebei den Webern dieselbe handwerkliche Majorität im Rate, die zur gleichen Zeit, 1500 ff., die Spezereihändler mit Vorschriften über Qualität und Preis ihrer Waren maßregelte.

Hier greifen die großen Umänderungen der Weltwirtschaft, die sich damals infolge der überseeischen Entdeckungen anbahnten, fühlbar herein in das örtliche Getriebe unsres Baslergeschäfts. Der stärkere Geldumlauf entwertete das Geld und trieb die Preise im Allgemeinen hinauf; das Vorgehen der Portugiesen bewirkte im Besondern die Steigerung der Gewürzpreise, über die hier geklagt wurde und gegen die der Rat einschritt. Auch die Wege des europäischen Handels begannen sich allmählich zu verschieben, und im Zusammenhange hiemit standen die Bemühungen Basels, 1510—1533, durch Gewährung von Zollermäßigungen an zahlreiche Speditionsfirmen Italiens Deutschlands Flanderns sich den Transit zu erhalten.

Allen diesen Bewegungen gegenüber verfuhren die neuen Machthaber im Rate mit Vorsicht, ja Befangenheit. Ihr Ziel war eine handwerkliche Organisation der Stadtwirtschaft; aber um hiefür das Bestehende zu ändern, besaßen sie noch nicht die Mittel. Erst der politische Gewaltakt von 1515

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 532. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/553&oldid=- (Version vom 28.11.2016)