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Großhändlers mit seiner speziellen Anleitung zu Welt- und Geschäftskenntnis; auch konnte militärisches Geschick bei Vielen sich ausbilden in einer Zeit, die Jeden Waffen tragen hieß und die weiten Möglichkeiten des Reislaufs und der kapitulierten Dienste bot. Im Allgemeinen aber erzog das öffentliche Wesen selbst seine Führer. In jeder Ratssitzung konnten sie die größten politischen Begriffe kennen lernen, und jede Zunftstube war ein Vorplatz des Ratssaales. Die Ereignisse drängten von allen Seiten heran. Die Beziehungen, die sie schufen, und die Wirkungen, die sie ausübten; die Feldzüge; die Reisen; der diese Stadt in nie geminderter Fülle bewegende Fremdenverkehr — Alles vereinigt konnte den zum Regimente Berufenen eine hohe Schule der Staatskunst sein, in der Gedanken und Fähigkeiten reiften. Es waren dabei auch demoralisierende Einflüsse. Sicherlich aber wurden neue Maßstäbe gewonnen, neue Formen des Handelns gelernt, neue Horizonte geschaut.


Einzelnen Führergestalten werden wir noch begegnen. Ihnen gegenüber stand die große städtische Einwohnerschaft. Organisiert in den Zünften und durch deren vereinigte Sechserkollegien umfassend vertreten im Großen Rate.

Wir wissen, daß der Große Rat nicht als unentbehrliche und vor Allem nicht als die ausschließlich legiferierende Behörde galt, daß alles Recht vielmehr beim Rate war und dieser die Freiheit hatte, den Großen Rat zu berufen oder nicht. Aber die allgemeine Richtung der Zeit, wohl auch das Beispiel eidgenössischer Orte, hat den Rat dazu getrieben, die wichtigeren Beschlüsse, an denen diese Jahre reich waren, nicht fassen zu wollen ohne Mitwirkung der im Großen Rate zum Worte kommenden „Gemeinde“. So sehen wir diesen Großen Rat jetzt häufig zusammentreten. Bündnisse u. dgl. bedürfen seines Consenses. Aber auch Anderes kommt vor ihn; namentlich wirkt er mit bei der Feststellung von Gesandtschaftsinstruktionen.

Dergestalt erweitert sich das Bild des politischen Lebens. Die wenigen Ratsgewaltigen sind nicht die einzigen Interessierten. Vielmehr machen wir uns die Vorstellung zu eigen, daß auch die Hunderte der Zunftvorstände Teil haben an den Leistungen der Stadt und daß die Gesinnung, welche die Periode auszeichnet, auch die Gesinnung dieser Vielen und Unbekannten sein kann.

Ein Zug der Größe geht durch die ganze Verwaltung. Reine Äußerlichkeiten schon zeigen uns die Weite des jetzt üblichen Maßes. So die auffallend große und prachtvolle Fensterstiftung des Basler Rates in die

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/117&oldid=- (Version vom 1.8.2018)