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wirken: durch Mitarbeit an dem der Hieronymusausgabe angehängten Psalterium Quadruplex 1516 und an der Taschenausgabe der Psalmen im gleichen Jahre.

Auch Capito wird durch das Fascinierende dieser Studien ergriffen. Unterricht hat er s. Z. von Matthäus Adrianus erhalten. Jetzt ist er selbständiger Forscher und Editor. Die ergreifenden Worte, in denen er vom Glücke des Lesens der Heiligen Schrift in der Ursprache, von der Herrlichkeit der reinen Quelle redet, bezeugen den Sinn dieser seiner Studien; die Glut, die in ihm lebt, erklärt uns sein rasches Aufsteigen zur Meisterschaft.

Zu einer Meisterschaft, die auch Erasmus anerkennt. Er hält den Capito für einen dem Reuchlin überlegenen Hebraisten. Wobei wir nicht übersehen, welche Stellung er selbst einnimmt. Indem er seine Inferiorität in diesem Fache zugibt, will er sie rechtfertigen durch Herabwürdigung des Faches selbst: die hebräische Sprache sei ihm unsympathisch; ihr Studium diene einer Überschätzung des Alten Testamentes und führe zum Talmud, zur Cabbala, zum Tetragrammaton und andern Nichtigkeiten; hinter ihm laure die Pest des Judaismus.

Capito ist damals unbestreitbar der Führer dieser Disziplin in Basel. Er nimmt teil an der Edition des Neuen Testamentes, indem er die hebräischen Namen und die Zitate aus dem Alten Testamente revidiert. Im selben Jahre 1516 fügt er zur Ausgabe des hebräischen Psalters einen grammatischen Anhang (institutionuncula, und 1518 folgt sein Hauptwerk, die große hebräische Grammatik (institutiones). An einem Orte, wo von allen Seiten her das Hebräische tönt. Bruno Amerbach ist auch dieser Sprache kundig, feliciter trilinguis. Ebenso Ökolampad; er gibt demselben jungen Hallwil, dem Capito 1518 seine Grammatik widmet, schon 1516 hebräische Stunden. Auch in Glareans Institut wird diese Sprache gelehrt. Sogar Thomas Murner treibt damals Hebräisch. Und wie dann Capito Basel verläßt, wird zur selben Zeit Pellican, den kurz vorher Reuchlin an die hebräische Lectur in Wittenberg empfohlen hat, wieder in Basel heimisch und unternimmt in seinem Kloster große lexikalische und grammatikalische sowie das Alte Testament kommentierende Arbeiten. Zugleich tritt sein Ordensgenosse Sebastian Münster hervor. Vor einem Jahrzehnt hat er im Rufacher Minoritenconvent bei Pellican Hebräisch gelernt, 1516 dient er in Basel der Taschenausgabe der Psalmen als Kastigator, jetzt 1520 publiziert er hier einen Abriß der hebräischen Grammatik und die Sprüche Salomonis. Im gleichen Jahre, da bei Froben auch des Matthäus Adrianus hebräisches Lesebüchlein für Studenten erscheint.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/242&oldid=- (Version vom 1.8.2018)